Sonntag, 7. Oktober 2007

Erasmus war ein guter Kumpel von meinem Opa...


... deshalb ist es auch gar kein Problem, dass ich auf einen Erasmus-Studenten-Trip nach Girona und Tossa del Mar fahre.

Montag, 24. September 2007

Bär tötet Bärensammler

„Bär tötet Bärensammler“ lese ich bei Spiegel Online. Selber Schuld kann ich da nur sagen. Wer Bären sammelt sollte auf der Hut sein. Auf der Hut sein sollte auch jeder, der in den Tagen des katalanischen Feiertages schlechthin La Mercei den Correfoc besucht. Ein wenig erinnert die Situation an den Kölner Karneval. Ein wenig.
La proxima estación: Jaume 1 tönt es aus den Lautsprechern der überfüllten Metro. Bahn fahren als Vollkontaktsport ist kein echtes Vergnügen. Sechs kühle dosen Bier in Riks Hand machen Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Bahn hält die Masse strömt hinaus und schlängelt sich als humaner Wurm über die Rolltreppe an die Oberfläche. Ich höre meinen Namen und schaue Rik an. Dieser hat seine Augen weit aufgerissen. Das Grinsen auf seinem Gesicht ist nicht zu übersehen. Das bedeutet, dass er irgendwo Schwedinnen entdeckt hat, die ich übersehen habe. Rik hat eine ausgesprochene Schwäche für Schwedinnen und nutzt all seine Stärken um dieser Schwäche zu fröhnen.
Das Drehkreuz nähert sich unaufhaltsam. Klack. Wir haben die Untergrundbahnhaltestelle verlassen. „Michael a beer?“ sagt Carst, mein zweiter holländischer Begleiter, und streckt mir ein Estrella Damm entgegen. Willig greife ich nach der roten Büchse mit dem herben Gerstensaft. Schon lassen wir den großen Platz hinter uns und tauchen ein in das Gewirr der Gassen Barcelonas. Wir sind auf der Suche nach dem Correfoc einem legänderen Umzug in Barcelona. Man kann ihn schon hören. Es knallt Menschen jubeln, schreien, Trommeln werden geschlagen. Immer mehr Menschen sind um uns herum. Eine am Tage stark befahrene Straße ist gesperrt und Menschen strömen in allen Richtungen da sehe ich auch schon die ersten Feuerblitze weiß aufzucken. Bevor ich jedoch mein Ziel richtig ansteuern konnte, höre ich Rik fragen: „ Where ist the owner of this scooter?“ Der Polizeiroller steht ganz allein auf der Straße und weit un breit ist kein Ordnungshüter zu sehen. „I want to sit on the scooter with a can of beer in my hand.“, begeistert sich der hoch gewachsene Niederländer für das Gefährt. Bevor ich meine Kamera griffbereit hatte, stand er auch schon mit einem Fuß auf dem Zweirad und ich schoss schnell das Beweisbild.

A can of beer: 1 Euro
Drinking alcohol on the street: 70 Euro
Sitting on a policescooter with a beer: priceless

Schnell drängeln wir uns durch die Menschenmassen. Die erste Reihe muss es beim Correfoc unbedingt sein. Wir haben trotz der Hitze langärmlige Sachen an und merken in der ersten Reihe stehend, dass das wohl eher die Anfängerausrüstung ist. Wie bei G8-Protesten sind viele Jugendliche mit Kapuzenpullovern, Mundtüchern und Sonnenbrillen ausgestattet. Verkleidete Umzgler sind ausgestattet mit langen Lanzen auf denen Funken sprühende Feuerwerkskörper befestigt sind und machen sich auf direktem Wege in die Menschenmassen auf. Die Zuschauer drängen auseinander um keine Verbrennungen zu erleiden. Nur die Jugendlichen halten mit ihere Black Block Ausrüstung stand. Und wir. Als die ersten Funken auf mich niedersprühen frage ich mich ob das wirklich eine gute die war. Die Funken schmerzen höllisch, auch durch die Kleidung. Um die Ecke biegt ein imposanter Drache versehen mit diversen Feuerwerkskörpern. Wie ein Derwisch dreht er sich um die eigene Achse und stürmt auf die Menschengruppen zu. Aus den ersten Erfahrungen gelernt verstecke ich mich nun in zweiter Reihe hinter einem amerikanischen Familienvater mit laufender Videokamera. Diesmal schreie nicht ich sondern der Hobbyreporter vor mir.
Besessen von diesem Spektakel und getrieben von einer vollen Blase verlassen wir den Ort des Geschehens. Auf der Suche nach einem Klo entdecken wir ein Fast Food Restaurant und eilen hinein. Die Schlange vor dem Klo verrät, dass auch andere die gleiche Idee hatten. Nun gut, dann gehen wir eben dem spanischen Nationalsport nach: öffentliches Urinieren. Die Regeln sind einfach. Drei Minuspunkte gibt es wenn man von der Polizei erwischt wird. Die Punktstrafe wird begleitet von einer 200€ Geldstrafe.
Einen Punkt Abzug gibt es, wenn man von einem Nachbarn erwischt wird und sich beschimpfen lassen muss. Sehr unangenehm.
Die für Mitstreiter wohl lustigste und mit zwei Punkten Abzug versehen Strafe ist es, wenn man von einem Balkon aus erwischt wird. Nun beginnt das Wettrennen. Der Bewohner eilt ins Bad um einen Eimer mit Wasser zu füllen. Der Kandidat gibt alles um schnell abhauen zu können. Ist der Resident schneller so kann man sich auf 10 Liter kaltes Wasser gefasst machen.
Allen Warnungen zum Trotze meinte Carst man müsste die Dame nicht erst passieren lassen. Ein Fehler. Als sie entdeckt, dass er seine Hose geöffnet hat, beginnt ein Schwall von Flüchen und Beschimpfungen. Gerade als Sie auf dem Höhepunkt ihrer Wut angekommen ist, höre ich das Geräusch, dass den meisten Männern mit einem Gefühl von Erleichterung verbunden ist. Rik steht zwei Meter neben ihrer Haustür und ein kleines Rinnsal fließt die kleine Gasse hinunter.
Nur einige Minuten später haben wir uns wieder mit Bier von einem der unzähligen pakistanischen Bierverkäufer versorgt und stehen auf dem Placa Reial. Eine spanische Band gibt alles. Wir geben unser Bestes alle Lieder mitzusingen, obwohl wir keinen kennen. Unser Bestes ist gut genug. Plötzlich entdecke auf einem der Plakate, dass Henkel Hauptsponsor dieses Events ist. Selbstverständlich kommuniziere ich dieses wichtige Detail sofort und werde nicht müde zu erwähnen, dass quasi ich die Sause hier bezahle. Leider ist keiner so blöd und glaubt es mir. Ich probiere mein Glück bei einer hübschen Spanierin mit einer Flasche Franziskaner Weißbier in der Hand. Auch sie bezweifelt meine Glaubwürdigkeit. Eigentlich sollte nun der Umzug direkt auf einer Nebenstrasse vorbeiziehen. Wir warten vergebens und entschließen uns zum Forum zu begeben. Das Forum ist ein riesiges Ausstellungsgelände direkt am Meer. Auf den Ramblas treffen wir alte Bekannte und...

Samstag, 1. September 2007

Der Abend war gerettet. Der nächste Morgen war verloren.

„In einer halben Stunde am Placa Espana“ sagt eine weiblich Stimme mit niederländischem Akzent. Neun Quadratmeter, vielleicht auch weniger. Hier soll ich die nächsten Monate wohnen?! Das Zimmer ist sauklein, dunkel, immerhin hat es ein Fenster und kostet läppische 385 Euro pro Monat. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll, als ich von meiner Vermieterin Martine höre, dass ich 720 Euro Kaution für diese Schrottbude abdrücken soll. Meine Vermieterin will den Knies auch noch in bar. Zumindest bekomme ich eine Quittung. In Barcelona leben so einige davon, Studenten auszunehmen. Sie mieten eine Wohnung und vermieten diese Zimmer für Zimmer weiter. Es gibt kaum eine Möglichkeit dieses System zu umgehen.
Immerhin war es die kürzeste Wohnungssuche meines Lebens! Meine neuen Mitbewohner sind zwei Holländer, zwei Landsfrauen der beiden und zwei Schwedinnen. Ziemlich lustige Leute. Nemmis und Maria, die beiden Schwedinnen, besser Afroschwedinnen, arbeiten in Barcelona, u.a. bei eben einer dieser Wohnungsvermietungsfirmen. Die beiden teilen sich Zimmer sowie Bett um Geld zusparen. Genauso wie Sylvia und Lotte, die Holländerinnen. Lotte ist eine esoterisch angehauchte Sozialarbeiterin, die jedem ihre sehr spezielle Sicht der Dinge mitteilen muss und nicht müde wird, zu betonen wie einfach es ist vegetarisch zu kochen. Daraufhin fangen Nemmis und Maria an zu lachen, schauen mich an und fragen: „Du isst Fleisch, oder?“ Fleißig bejahe ich und bin mir nicht ganz sicher wie die Frage gemeint ist. Lotte macht zusammen mit Sylvia einen Sprachkurs und erzählt mir jeden Tag, dass sie nichts lernen konnte, da sie zu müde gewesen sei. Hmm, vielleicht ein bisschen weniger saufen und kiffen? Den Rest des Tages ist sie jedoch putzmunter. Auf einer Joggingtour zum Castell, einer beeindruckenden Festung auf dem Berg Montjuic mit grandiosem Ausblick, erzählte Sie mir, dass Sie auf einer Waldorfschule war und es toll findet die Bedeutung der Sterne im Schulunterricht zu behandeln. Ich verlieh mit einem Hinweis auf Steiners zweifelhafte Rassenlehre meiner Skepsis Ausdruck. Ihr könnt euch vorstellen was dann los war.☺ Das ganze Leben auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten und Horoskope in der Schule lesen ist toll, weiß ich nun. Ihre Zimmergenossin ist deutlich zurückhaltender. Sylvia ist wie Lotte für 11 Monate in Katalonien. Jungs die sie küssen bekommen das große L auf die Stirn und sind nachher in Erklärungsnot. Ich habe einen kennen gelernt dem es so ergangen ist.
Ralf fliegt in einigen Tagen zurück nach Holland. Er war die letzten 11 Monate in den Staaten und Spanien unterwegs. Ein lustiger Kerl, der in Beavis & Buthead-Manier prahlt wie viele Frauen er schon gehabt hat. Jeden Abend in seiner letzten Woche gab er Vollgas an der Theke. Darunter leidet mitunter seine Arbeitsmoral. Rick hingegen ist ein ruhiger Typ, der mit seiner Suzuki von Holland nach Barcelona gefahren ist. Es hat geschlagene drei Tage benötigt. Dafür hat er nun ein schickes Moped vor der Tür. Für ein halbes Jahr ist Rick an der Universidad Barcelona immatrikuliert.
In der Zwischenzeit bin ich in mein neues Heim eingezogen. Alle Sachen passen in den kleinen Schrank. Glück gehabt. Es sind sogar Bügel für Hemden anwesend. Es ist Freitag und heute soll gerockt werden. Mit Axel und zwei weiteren Kollegen traf ich mich - wo? - klar, an der Sagrada Familia. Die Jungs hatten einen Tisch im „la canela“ reserviert, einem ziemlich guten und verflucht günstigem Restaurant mit Designerinterieur. Ziemlich gut angetrunken sind wir um die Häuser gezogen auf der Suche nach einem guten Club. Einige waren zu leer, andere zu teuer. Wieder andere leer und teuer. Knapp zwei Stunden später saßen wir mittlerweile nur noch zu dritt in einem schwarz-gelben Taxi. Ich wusste nicht so recht ob es mir gefällt, wo der Fahrer uns nun hinbringt. Wir passieren eine breite Straße in einem Gewerbegebiet auf dem Gehweg stehen die Bordsteinschwalben Schlange. Alles ein wenig seltsam. Wir lassen die leichten Mädchen hinter uns und halten an einem Club mit zwei Kirschen als Logo. Der nächste Schock rückte näher. An der Kasse erfahre ich, dass der Eintritt 20 Euro kostet. Gerne kann der auch mit Kreditkarte beglichen werden, sagt die hübsche Frau am Eingang. Zahlen muss ich wohl, suggerieren die Muskelprotze in schwarzen Anzügen.
Die Tür zum Pacha geht auf und der hohe Eintrittspreis war sofort vergessen. La Troya empfängt ihre Gäste im „world famous Barcelona“. Die Musik ist laut, die Stimmung dem Siedepunkt nahe. Feinste elektronische Musik zwingt das Publikum zum Tanz. Auf Stelzen durch die Meute schreitend, la Troya, eine Dragqueen mit rotem Gewand und Haar. Ziemlich gruselig, aber die Performance passt. Flankiert wird die Gastgeberin von Tänzern und einem sehr guten DJ. Der Abend war gerettet. Der nächste Morgen war verloren.

Freitag, 24. August 2007

Barcelona

Mittwoch 19:27 Uhr spüre ich einen sanften Ruck. Aus dem Schlaf gerissen erkenne ich ein Rollfeld und erinnere mich, dass ich kaum zwei Stunden zuvor am Flughafen Köln-Bonn gestartet bin. Grosses Gedränge im Gang des Düsenjets. Ich trete hinaus und werde auf der Gangway geblendet durch einen bezaubernden Sonnenuntergang. 21°, ein traumhafter Sommerabend sollte beginnen. Die gleiche Zeit für die 1380km von vom Rhein an das Mittelmeer, sollte ich auch noch bis zur temporär, finalen Destination benötigen. Kaum trete ich mit 40kg Reisegepäck aus der Metro in den Übergrund, kommt mir Axel entgegen. Die Sagrada Familia, das streng katholische, und zugleich kitschige Bauwerk Antoni Gaudis, im Rücken begrüßt mich mein Kommilitone aus Köln mit einem breiten Grinsen. So schlecht kann es hier also gar nicht sein. Axel ist ebenfalls Kölner, Co-Sifeonaut und Mitpraktikant bei Henkel Iberia.
Nachdem ich fast alles an Kleidung abgelegt habe, was ich hier habe, also, dass in den Reisetaschen, nicht jene am Körper, sollte mein erster Ausflug in Barcelonas Nachtleben beginnen.
Barcelona ist im August wie ausgestorben. Nur Touristen. Fast keine Bars sind geöffnet. Langsam bekomme ich Hunger. Das Frühstück ist jetzt auch schon seit 12 Stunden in meinem Magen. Okay, im Flieger gab es noch ne Kleinigkeit. Meine Ungeduld sollte mit einem langen Marsch auf der Suche nach einer anständigen Kneipe belohnt werden. Gesucht – gefunden. Wir kehren in eine Bar ein, die augenscheinlich Touristenpreise hat. In der nächsten Kneipe in der wir zwei Kölnerinnen kennen lernten, stellte sich heraus, dass die Preise normal sind. Um schon mal voraus zugreifen: 5€ für ein Bier sind normal. Es folgten Plauderein, die in den nächsten vier Monaten normal sein werden: Wo kommst du her? Wie heißt du? Was machst du? Mein Auto, meine Yacht, mein Haus. Different people, same conversation, kommentierte ein Ire in Montevideo zwei Jahre zuvor eine ähnliche Szene. Hat trotzdem Spaß gemacht. Ansonsten wären wir mit den beiden und ihren Begleitern aus Barcelona und Mailand nicht noch saliren (feiern) gegangen. Genug Bier im Körper um ein dringendes menschliches Bedürfnis zu verspüren, ging es durch die alten, engen Gassen Barcelonas. Es wurde unerträglich. „Mit wem seid ihr hier“..... „Pasar“, sagte ein junger Katalane. Auf der engen alten Steintreppe kletterten wir hinab zu einer schalldichten Türschleuse. Dahinter sollte sehr gute Musik warten. Man erkennt starke deutsche Einflüsse in der örtlichen elektronischen Musik. Keine Drinks später, da zu teuer sollte dieser Abend enden. Um 6 Uhr.