Montag, 24. September 2007

Bär tötet Bärensammler

„Bär tötet Bärensammler“ lese ich bei Spiegel Online. Selber Schuld kann ich da nur sagen. Wer Bären sammelt sollte auf der Hut sein. Auf der Hut sein sollte auch jeder, der in den Tagen des katalanischen Feiertages schlechthin La Mercei den Correfoc besucht. Ein wenig erinnert die Situation an den Kölner Karneval. Ein wenig.
La proxima estación: Jaume 1 tönt es aus den Lautsprechern der überfüllten Metro. Bahn fahren als Vollkontaktsport ist kein echtes Vergnügen. Sechs kühle dosen Bier in Riks Hand machen Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Bahn hält die Masse strömt hinaus und schlängelt sich als humaner Wurm über die Rolltreppe an die Oberfläche. Ich höre meinen Namen und schaue Rik an. Dieser hat seine Augen weit aufgerissen. Das Grinsen auf seinem Gesicht ist nicht zu übersehen. Das bedeutet, dass er irgendwo Schwedinnen entdeckt hat, die ich übersehen habe. Rik hat eine ausgesprochene Schwäche für Schwedinnen und nutzt all seine Stärken um dieser Schwäche zu fröhnen.
Das Drehkreuz nähert sich unaufhaltsam. Klack. Wir haben die Untergrundbahnhaltestelle verlassen. „Michael a beer?“ sagt Carst, mein zweiter holländischer Begleiter, und streckt mir ein Estrella Damm entgegen. Willig greife ich nach der roten Büchse mit dem herben Gerstensaft. Schon lassen wir den großen Platz hinter uns und tauchen ein in das Gewirr der Gassen Barcelonas. Wir sind auf der Suche nach dem Correfoc einem legänderen Umzug in Barcelona. Man kann ihn schon hören. Es knallt Menschen jubeln, schreien, Trommeln werden geschlagen. Immer mehr Menschen sind um uns herum. Eine am Tage stark befahrene Straße ist gesperrt und Menschen strömen in allen Richtungen da sehe ich auch schon die ersten Feuerblitze weiß aufzucken. Bevor ich jedoch mein Ziel richtig ansteuern konnte, höre ich Rik fragen: „ Where ist the owner of this scooter?“ Der Polizeiroller steht ganz allein auf der Straße und weit un breit ist kein Ordnungshüter zu sehen. „I want to sit on the scooter with a can of beer in my hand.“, begeistert sich der hoch gewachsene Niederländer für das Gefährt. Bevor ich meine Kamera griffbereit hatte, stand er auch schon mit einem Fuß auf dem Zweirad und ich schoss schnell das Beweisbild.

A can of beer: 1 Euro
Drinking alcohol on the street: 70 Euro
Sitting on a policescooter with a beer: priceless

Schnell drängeln wir uns durch die Menschenmassen. Die erste Reihe muss es beim Correfoc unbedingt sein. Wir haben trotz der Hitze langärmlige Sachen an und merken in der ersten Reihe stehend, dass das wohl eher die Anfängerausrüstung ist. Wie bei G8-Protesten sind viele Jugendliche mit Kapuzenpullovern, Mundtüchern und Sonnenbrillen ausgestattet. Verkleidete Umzgler sind ausgestattet mit langen Lanzen auf denen Funken sprühende Feuerwerkskörper befestigt sind und machen sich auf direktem Wege in die Menschenmassen auf. Die Zuschauer drängen auseinander um keine Verbrennungen zu erleiden. Nur die Jugendlichen halten mit ihere Black Block Ausrüstung stand. Und wir. Als die ersten Funken auf mich niedersprühen frage ich mich ob das wirklich eine gute die war. Die Funken schmerzen höllisch, auch durch die Kleidung. Um die Ecke biegt ein imposanter Drache versehen mit diversen Feuerwerkskörpern. Wie ein Derwisch dreht er sich um die eigene Achse und stürmt auf die Menschengruppen zu. Aus den ersten Erfahrungen gelernt verstecke ich mich nun in zweiter Reihe hinter einem amerikanischen Familienvater mit laufender Videokamera. Diesmal schreie nicht ich sondern der Hobbyreporter vor mir.
Besessen von diesem Spektakel und getrieben von einer vollen Blase verlassen wir den Ort des Geschehens. Auf der Suche nach einem Klo entdecken wir ein Fast Food Restaurant und eilen hinein. Die Schlange vor dem Klo verrät, dass auch andere die gleiche Idee hatten. Nun gut, dann gehen wir eben dem spanischen Nationalsport nach: öffentliches Urinieren. Die Regeln sind einfach. Drei Minuspunkte gibt es wenn man von der Polizei erwischt wird. Die Punktstrafe wird begleitet von einer 200€ Geldstrafe.
Einen Punkt Abzug gibt es, wenn man von einem Nachbarn erwischt wird und sich beschimpfen lassen muss. Sehr unangenehm.
Die für Mitstreiter wohl lustigste und mit zwei Punkten Abzug versehen Strafe ist es, wenn man von einem Balkon aus erwischt wird. Nun beginnt das Wettrennen. Der Bewohner eilt ins Bad um einen Eimer mit Wasser zu füllen. Der Kandidat gibt alles um schnell abhauen zu können. Ist der Resident schneller so kann man sich auf 10 Liter kaltes Wasser gefasst machen.
Allen Warnungen zum Trotze meinte Carst man müsste die Dame nicht erst passieren lassen. Ein Fehler. Als sie entdeckt, dass er seine Hose geöffnet hat, beginnt ein Schwall von Flüchen und Beschimpfungen. Gerade als Sie auf dem Höhepunkt ihrer Wut angekommen ist, höre ich das Geräusch, dass den meisten Männern mit einem Gefühl von Erleichterung verbunden ist. Rik steht zwei Meter neben ihrer Haustür und ein kleines Rinnsal fließt die kleine Gasse hinunter.
Nur einige Minuten später haben wir uns wieder mit Bier von einem der unzähligen pakistanischen Bierverkäufer versorgt und stehen auf dem Placa Reial. Eine spanische Band gibt alles. Wir geben unser Bestes alle Lieder mitzusingen, obwohl wir keinen kennen. Unser Bestes ist gut genug. Plötzlich entdecke auf einem der Plakate, dass Henkel Hauptsponsor dieses Events ist. Selbstverständlich kommuniziere ich dieses wichtige Detail sofort und werde nicht müde zu erwähnen, dass quasi ich die Sause hier bezahle. Leider ist keiner so blöd und glaubt es mir. Ich probiere mein Glück bei einer hübschen Spanierin mit einer Flasche Franziskaner Weißbier in der Hand. Auch sie bezweifelt meine Glaubwürdigkeit. Eigentlich sollte nun der Umzug direkt auf einer Nebenstrasse vorbeiziehen. Wir warten vergebens und entschließen uns zum Forum zu begeben. Das Forum ist ein riesiges Ausstellungsgelände direkt am Meer. Auf den Ramblas treffen wir alte Bekannte und...

5 Kommentare:

Micha hat gesagt…

Falls irgendjemand diesen Blog lesen sollte, hinterlass doch einfach mal nen Kommentar!!! Nur damit ich weiß ob jemand den Kram auch liest.Euer Micha...besuchbar!

Unknown hat gesagt…

Moin Micha!! Habe gerade mal ein bisschen rumgelesen... Wusste gar nicht, dass du dieses Praktikum machst. Hört sich aber gut an, viel Spaß weiterhin!

Unknown hat gesagt…

PS: Vielleicht gäb's mehr Kommentare, wenn man sich dafür nicht mit einem Google-Account anmelden müsste...

Publius hat gesagt…

hola senor!
klar lesen wir den Blog! by the way, lass den bwl-kram und fang an zu schreiben ;) echt spannend, deine stories...irgendwie kann man sich das so richtig bildlich vorstellen...hahaha!

Publius hat gesagt…

publius ist das peudonym für tilly